Studien zum Risiko von Produkten, die Magnete enthalten (z.B. jüngst apple iPhone 12) zeigen, dass neue Technologien für Menschen mit Herzgeräten ein Risiko darstellen können. Immer wieder sind sie deshalb verunsichert und haben Angst, solche Geräte zu nutzen. Dies gilt auch für E-Autos, die aktuell verstärkt auf den Markt kommen und deren Verkauf rapide zunimmt. Da insbesondere die Hochleistungs-Ladestationen eine potenzielle Quelle für elektromagnetische Interferenzen (EMI) sind, hat eine Studie deren Sicherheitsrisiko für Menschen mit Herzgeräten nun erstmals getestet. Das Ergebnis: Entwarnung.
„Meine hab‘ ich schon zehn Jahre. Funktionieren einwandfrei.“
„Meine müssen raus. Kabelbruch.“
„Hatte ich im letzten Jahr. Lass es auf jeden Fall irgendwo machen, wo man das oft macht.“
So oder ähnlich könnte ein Gespräch unter Teilnehmenden vor dem Arbeitskreis von PD Dr. Heiko Burger stattgefunden haben. Denn: Während die Elektrode bei dem einen lange und problemlos funktioniert, treibt andere Defi-Patienten und -Patientinnen die Sorge vor einer Extraktion um. Mit Oberarzt PD Dr. med. Heiko Burger, Programmleiter Rhythmuschirurgie in der herzchirurgischen Abteilung der Kerkhoff-Klinik in Bad Nauheim, leitete ein erfahrener Herzchirurg den gut besuchten Arbeitskreis.
Zum Online-Gesprächskreis im April 2024 war Dr. Henrike Hillmann zu Gast. Sie ist Assistenzärztin im Hannover Herzrhythmus Centrum (HHC) der der Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover. Dort betreut sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen Patientinnen und Patienten mit Herzrhythmusstörungen, unter anderem nach einer Therapie durch den Defi. Die wichtigste Erkenntnis des abendlichen Meetings, zu dem sich wieder zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer zugeschaltet hatten, war: Nach Überstimulation oder Schockabgabe durch den Defi gibt es nicht DIE eine Therapie. Diese sollten stattdessen anhand der Grunderkrankung und anderer Faktoren individuell besprochen werden.
Ein implantierter Defibrillator überwacht das Herz dauerhaft. Um die Beobachtung der Herzaktivität zu gewährleisten, kommen dabei Elektroden zum Einsatz. Diese Elektroden wurden bislang in der Herzkammer (ICD) oder vor dem Brustbein unter der Haut implantiert (S-ICD). Mit dem EV-ICD ist nun ein neues Defi-System marktreif. EV steht für extravenös, was bedeutet, dass die Elektrode des EV-ICD direkt unter das Brustbein und damit nah am Herzen implantiert wird. Vorteilhaft ist dies, weil das System vergleichsweise klein ist und wenig Energie verbraucht. In Deutschland gibt es bislang sechs Standorte, an denen dieses neue Defibrillator-System implantiert wird. Dazu gehört unter anderem das Universitätsklinikum Münster, in dem erstmals im Frühjahr 2024 ein EV-ICD implantiert wurde.
Informationen über das System und die Funktionsweise des EV-ICD finden Sie in den Broschüre des Herstellers Medtronic:
Medtronic ist ein weltweit tätiges Unternehmen der Gesundheitstechnologie mit mehr als 95.000 Mitarbeitenden in 150 Ländern. Pia Sobotta ist seit sieben Jahren eine von ihnen und im Produktsupport im nordrhein-westfälischen Meerbusch Ansprechpartnerin für Ärzt*innen und Patient*innen. Frau Sobotta nutzte den Online-Gesprächskreis am 21. September 2023, um am Beispiel des Aurora EV-ICDTM zu erläutern, wie lange es von der Idee bis zur Marktreife eines neuen Therapiekonzeptes für Defibrillatorpatienten gedauert hat: Der Aurora-EV-ICD ist der erste Defibrillator, der ohne transvenöse Elektroden auskommt, die direkt im Herz platziert und verankert werden. Außerdem zeigte sie in einem Film, wie kardiale Implantate hergestellt werden und ging anschließend auf die persönlichen Fragen der Teilnehmenden ein. Während dieser Fragerunde wurde auch noch einmal deutlich, wie sinnvoll es ist, dass die Online-Gesprächskreise nach wie vor stattfinden – denn ein Gast hatte sich sogar aus den USA zugeschaltet.
Die Digitalisierung schreitet kontinuierlich voran und kann sich auch auf Menschen mit einem kardialen Implantat auswirken – denn sie sind dadurch im Alltag immer häufiger elektromagnetischen Feldquellen (EMF) ausgesetzt. Für Menschen mit Schrittmachern oder Defibrillatoren heißt das: Ihre Herzimplantate können unter bestimmten Bedingungen durch in den Körper eingekoppelte Störspannungen beeinflusst werden. Dr.-Ing. Dominik Stunder, der genau dazu forschte, stellte im Gesprächskreis am 1. September 2023 unter anderem Studien vor, die erstmals Schwellenwerte zur Risikoabschätzung ermittelten. Die gute Nachricht: Es ist durchaus möglich, die Störsicherheit von Herzschrittmachern und Defibrillatoren zu erhöhen.
Ob man schon einen hatte oder nicht, ob er berechtigt war oder nicht, ob man etwas davon mitbekommen hat oder nicht: Der Schock ist ein zentrales Thema im Leben aller Defi-Patientinnen und -Patienten. Entsprechend groß war das Interesse der Tagungsgäste am Arbeitskreis von Dr. med. Stefan Gunia. Viele Tagungsgäste kennen den Facharzt für Innere Medizin sowie für Kardiologie aus den Gesprächskreisen, für die er sich regelmäßig Zeit nimmt. Außerdem ist er Mitglied im medizinischen Beirat der Herz In Takt Defi-Liga e.V..
Jede einzelne Elektrode, die von einem Defi-Aggregat in die Herzkammer führt, wird per Hand gefertigt. Immer wieder kommen neue Modelle auf den Markt, immer noch sind „alte“ Elektroden implantiert. Mal funktionieren letztere noch prächtig, mal sind sie bereits stillgelegt. Wann und wie man nun diejenigen chirurgisch entfernt, die Probleme bereiten – das erläuterten Prof. Dr. med. Brigitte Osswald und Josef Tholemeyer-Nöring beim jüngsten Online-Gesprächskreis.
Er präsentiert mit dem Smartphone, hat keine Scheu, auf Röntgenbilder zu malen und illustriert seine Vorträge mit Fotos und Comics, die in Erinnerung bleiben. Mit genau dieser Leichtigkeit griff Dr. med. Shahram Ramtin am Tagungs-Samstag auch das Thema „Defi-Wechsel“ auf – sehr zur Erleichterung seiner Gäste, die vor einer solchen Operation viele Fragen haben. Sie zu stellen, dazu bekamen sie reichlich Gelegenheit. Denn auch dafür ist der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, der das Department für Elektrophysiologie am St. Franziskus-Hospital in Münster mitleitet, bekannt: Für die Defi-Liga und ihre Gäste nimmt er sich gerne reichlich Zeit.
Um ihrer individuellen Geschichte gerecht zu werden, bestellt Dr. med. Stefan Gunia neue Defi-Patienten erst einmal häufiger zu sich ein. Der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am Bauhaus MVZ in Steinfurt will sie kennen lernen, um besser auf sie eingehen zu können. Denn er weiß: Wenn eine Arzt-Patienten-Beziehung gut beginnt, ist der Grundstein für ein vertrauensvolles Miteinander gelegt.