Auch die Familie und der Freundeskreis sind betroffen, wenn jemand einen Plötzlichen Herztod erleidet. Sind etwa Angehörige persönlich zugegen, müssen sie schnell und unter größtem Stress reagieren. Und auch nach einer erfolgreichen Reanimation können sie das Erlebte nicht gleich abschütteln. Anders als Patienten und Patientinnen bleiben sie mit ihren Fragen und Sorgen aber oft alleine.
In der Defi-Liga sind uns deshalb alle willkommen, die mit Defi-Patientinnen oder -patienten zusammenleben oder befreundet sind!
Immer dabei, immer besonnen, immer das Ganze im Blick: Helmut Kühlert ist aus der Defi-Liga nicht wegzudenken. Erst recht nicht, seitdem die Mitglieder ihn 2014 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wählten. Als Defi-Träger und engagierter Befürworter der Selbsthilfe trat er 1998 in den Verein ein. Auf der Mitgliederversammlung 2022 stellte er nun sein Amt zur Verfügung - nicht ohne zuvor noch einen seiner legendären Jahresberichte vorzutragen. Sehr zur Freude der Mitglieder liegt nämlich für ihn die Würze in der Kürze. Dennoch hat er bei dem „Wesentlichen in zehn Minuten“ nie etwas vergessen. Oder gar unerwähnt gelassen, wenn sich im Laufe des Jahres jemand für die Defi-Liga engagiert hatte. Entsprechend wehmütig waren die Mitglieder, Kollegen und Kolleginnen aus dem Vorstand nach seinem letzten Bericht auf der diesjährigen Mitgliederversammlung.
Die Implantation eines Defis markiert eine Zäsur im Leben. Zahlreiche Betroffene suchen daraufhin psychologischen Rat und machen die Erfahrung, dass sie an einem solchen Austausch gewachsen sind. Reden scheint also vielen zu helfen. Doch wie ist es mit dem Klagen? Noch dazu, wenn es sich wiederholt, so dass aus Familienmitgliedern genervte Augenverdreher werden und aus dem Freundeskreis Menschen, die sich zurückziehen?
Dr. Susanne Kolter, Pastoralreferentin in der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd gab ihrem Arbeitskreises den Untertitel: Es ist mein gutes Recht, vor Gott und der Welt zu klagen! und fokussierte damit den seelsorglichen bzw. spirituellen Kontext. Ihre Gäste nahm sie dabei mit auf eine Reise, die von unserer glücksverliebten Kultur bis hin zu den Psalmen führte. Weil die teils sehr persönlichen Inhalte des Arbeitskreises den geschützten Rahmen nicht verlassen sollen, haben wir Frau Dr. Kolter anschließend zu ihren Perspektiven und Eindrücken interviewt.
Manchmal sind es die Gespräche am Rande der Tagung, die wichtiges zutage fördern ... und die auch zu neuen Einsichten und Ideen führen: Ein wichtiges Anliegen der Defi-Liga ist es, immer auch ein offenes Ohr für die Angehörigen von Defi-Patienten zu haben. Denn nicht selten sind sie es, die den Plötzlichen Herztod ihrer Partner oder Kinder miterleben. Die rechtzeitig Hilfe holen oder beherzt mit den lebensrettenden Maßnahmen beginnen. Die aber nach einer geglückten Wiederbelebung weder kardiologische noch psychologische Unterstützung bekommen.
Menschen an ihrem Lebensende zu unterstützen – das gelingt mit fortschreitender Entwicklung der Palliativmedizin immer besser. Die medizinische Unterstützung ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die menschliche Begleitung spielt ebenso eine wichtige Rolle. Wie wichtig, das erfährt Katharina Sudkamp seit vielen Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Hospizbewegung Münster e.V. Dort informiert sie Menschen darüber, wie sie bestimmen können, was sie als Patient wollen, wenn sie dies nicht mehr selbst entscheiden oder äußern können. Seit 2010 ist Katharina Sudkamp in der Hospizbewegung Münster e.V. Mitglied im Arbeitskreis Patientenverfügung. Für die Defi-Liga ein guter Grund, sie einmal als Referentin zu diesem Thema einzuladen. Das Thema war offenbar so relevant, dass die Reihen im Seminarraum der Akademie Franz Hitze Haus nicht nur gut gefüllt waren – es mussten sogar Stühle nachgeordert werden. Lesen Sie hier die Zusammenfassung des äußerst informativen Nachmittags.