Defibrillatoren bestehen aus Elektroden (Sonden) und dem sogenannten Aggregat. Diese Aggregate enthalten die gesamte Elektronik sowie die Batterie und müssen regelmäßig ausgetauscht werden – zum Beispiel, weil die Laufzeit der Batterie erschöpft ist oder das System „aufgerüstet“ wird. Wie diese Operation verläuft und was man davor, dabei und danach beachten sollte – darüber sprach Dr. Shahram Ramtin mit seinen Gästen am Tagungs-Samstag.

Defi-Wechsel aufgrund von Batterieerschöpfung

Dr. Ramtin startete mit dem Warnton eines Medtronic-Defis in seinen Arbeitskreis: Diese Herstellerfirma ist eine der Firmen, die ihre Defis mit solchen Warntönen ausstattet. Der vorgestellte Ton signalisiert, dass die Batteriekapazität überprüft werden muss. Für alle Menschen mit Defi gilt aber grundsätzlich: Bei den regelmäßigen Kontrollen wird die verbleibende Batterielaufzeit immer geprüft. Sobald sie eine bestimmte Batteriekapazität unterschreitet, steht ein Defi-Wechsel an. In ihrem Defi-Ausweis können Patienten und Patientinnen nachlesen, welches Modell von welcher Firma sie persönlich tragen.

Menschen mit Medtronic-Defis, die den Warnton hören, sollten sich drei Fragen beantworten und entsprechend reagieren:

  1. Geht es mir körperlich schlecht? Dann rufen Sie unbedingt die 112. Fahren Sie nicht selbst oder mit dem Taxi zum Krankenhaus, sondern lassen Sie sich unbedingt qualifiziert begleiten.
  2. Fühle ich mich trotz Warnton körperlich gut? Dann nehmen Sie je nach Tageszeit noch am selben Tag oder am Folgetag Kontakt zur Klinik auf.
  3. Kommt der Warnton überhaupt von meinem Defi? Es ist tatsächlich nicht selten, dass Menschen, die schon einen Defi-Wechsel hatten, ihr altes Aggregat mitnehmen und zu Hause aufbewahren. Da man es rechtzeitig entfernt hat, hat die Batterie darin immer noch Energie. Kurz vor ihrer endgültigen Erschöpfung gibt sie deshalb – wie vorgesehen – entsprechende Warntöne ab.

Um Defis so selten wie möglich wechseln zu müssen, entwickeln Herstellerfirmen Aggregate mit immer längerer Batterieleistung. Wie lange eine Batterie noch läuft, prognostiziert die Datentechnik im Aggregat mit Hilfe „lernender“ Berechnungen. Diese Prognosen sind eher konservativ, so dass es sein kann, dass die vorhergesagten Laufzeiten sich – manchmal um Jahre – verlängern. Sind die Batterien dennoch bald erschöpft, werden diese nicht einfach gewechselt. Es wird dann ein komplett neues Aggregat implantiert. Der Grund: Es darf keine Flüssigkeit in das Gehäuse eindringen, weshalb das gesamte Gehäuse verschweißt ist. Der Kopf, an dem die Elektroden eingeführt werden, ist aufgeklebt.

Defi-Wechsel aufgrund einer Therapieänderung

Abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung ergibt sich die Therapie mit einem Einkammer-, einem Zweikammer- oder einem Dreikammer-Defibrillator. Je nach  Krankheitsentwicklung besteht manchmal Bedarf, therapeutisch „um- oder aufzurüsten“. Ausgestattet mit Röntgenbildern, Stift und Zeichentalent gab Dr. Ramtin deshalb einen Überblick über die drei ICD-Systeme mit einem venösen Elektrodenzugang, die wie die meisten Defis eine Schrittmacherfunktion besitzen.  

  • Der VVI-ICD ist ein Einkammer-System mit Schrittmacherfunktion und einer Elektrode (Sonde), die in die rechte Herzkammer führt. Der VVI bezeichnet dabei einen Schrittmachermodus, der den Herzschlag direkt in der Herzkammer erregt. Dadurch arbeiten die Herzkammer und der Vorhof nicht harmonisch zusammenarbeiten, so dass das Herzzeitvolumen (HZV) sinkt. Das HZV beziffert die Menge an Blut in Litern, die pro Minute vom Herzen gepumpt wird.
  • Der DDD-ICD ist ein Zweikammer-System mit Schrittmacherfunktion, bei dem je eine Elektrode (Sonde) in die rechte Herzkammer und in den rechten Vorhof führen. DDD bezeichnet einen Schrittmachermodus, der die Herzkammer und den Vorhof zeitlich aufeinander abgestimmt erregt – was dem normalen Erregungskreislauf des Herzens näherkommt.
  • Der CRT-ICD ist ein Dreikammer-System, bei dem die dritte Elektrode (Sonde) „hinter dem Herzen“ zur linken Hauptkammer geführt wird und diese von außen stimuliert. Dadurch ist eine Schrittmachertherapie möglich, die als Cardiale Resynchronisations-Therapie (CRT) bezeichnet wird. Ein CRT-ICD wird dann eingesetzt, wenn die linke Herzkammer sich aufgrund einer Erregungsstörung (Linksschenkelblock) verzögert zusammenzieht. Der CRT-ICD stimuliert dann die linke Herzkammer so, dass sie mit der rechten Herzkammer wieder synchron schlägt.

Außerplanmäßige Gründe für einen Defi-Wechsel

Neben einem Batterie- und einem Systemwechsel kann es zudem bei weiteren Indikationen zum Austausch des Defis kommen:

  1. Seitens der Gerätehersteller gibt es – heute erfreulicherweise seltener als in den Anfangsjahren der Defi-Therapie – Warnmeldungen oder Rückrufaktionen, die das Aggregat oder die Elektroden (Sonden) betreffen. Wer betroffen ist, wird in solchen Fällen vom Krankenhaus angeschrieben, aufgeklärt und beraten – denn ob ein Aggregat tatsächlich getauscht werden muss, ist individuell verschieden. Wichtig ist: Betroffene sollten sich in solch einem Fall genau informieren und ihre Ängste und Fragen gegenüber Ihrem Arzt frei darstellen.
  2. Es kommt zu Defekten an oder in der Elektrode (Sonde). Dr. Ramtin zeigte dazu anhand mehrerer Animationen, wie diese Defekte auch von Patientinnen und Patienten selbst ausgelöst werden – wenn sie etwa (bewusst oder unbewusst) an ihrem Aggregat herumdrücken oder es sogar drehen.
  3. Nach einer Implantation können Wundheilungsstörungen und/oder Infektionen entstehen, die eine Explantation des Defis erfordern. Für die Übergangszeit bis zu einer Neuimplantation erhalten Patientinnen und Patienten dann meist eine LifeVest, die man vereinfacht als tragbaren externen Defi bezeichnen kann.

5 Werte, die bei jeder Defi-Kontrolle überprüft werden

Im Arbeitskreis ging Dr. Ramtin auf folgende Werte ein, die bei den regelmäßigen Kontrollen überprüft werden. Auf unserer Homepage finden Sie unter dem Suchbegriff „Defi-Kontrolle“ einen ausführlichen Bericht über den Gesprächskreis am 5. November 2021.

  1. Impedanz: Messung des Elektrodenwiderstands
  2. Wahrnehmung: Dabei wird kontrolliert, wie gut die Elektroden (Sonden) den Herzrhythmus erkennen können.
  3. Reizschwelle: Sie misst die mindestens nötige Energie, um das Herz stimulieren zu können. Je mehr Energie aufgewendet werden muss, umso kürzer ist die Batterielaufzeit.
  4. Batteriekapazität: Bei jeder Kontrolle wird prognostiziert, wie lange die Batteriekapazität voraussichtlich noch reicht.
  5. Rhythmusstörungen: Bei jeder Kontrolle lesen die Kardiolog*innen den Therapiespeicher aus. Dabei erkennen sie unter anderem, ob Patientinnen oder Patienten Rhythmusstörungen hatten und wie der Defi sie therapiert hat.

Die OP-Vorbereitung zum Defi-Wechsel

Wie bei anderen Operationen gehören auch zum Defi-Wechsel ein Vorbereitungsgespräch sowie bei Bedarf ein Aufklärungsgespräch über die Narkose. Nehmen Menschen mit Defi Blutverdünner, wird geklärt, wie sie diese für den Tag der Operation absetzen. Außerdem wird ihnen Blut abgenommen. Gibt es Unklarheiten, kann auch ein Röntgenbild aufgenommen werden.

Was passiert am Tag der Operation?

Patientinnen und Patienten müssen nüchtern zur Operation erscheinen - was bedeutet, dass sie weder etwas essen, noch Kaffee, Tee oder Säfte trinken dürfen. Ein paar Schlucke Wasser sind jedoch erlaubt. Bevor es in den OP-Saal geht, werden sie nach Bedarf im Brustbereich rasiert und erhalten ein Antibiotikum, sofern sie darauf nicht allergisch reagieren. Anschließend erfolgen die Narkose und der Defi-Wechsel. Die Operation dauert je nach OP-Grund wenige Stunden. Im Anschluss an die Operation verbleiben Patient*innen im Aufwachraum und erhalten bei Bedarf auch Schmerzmedikamente. Nach der Wundkontrolle und eventuell einem weiteren Röntgenbild kommen sie dann zur Beobachtung auf die Station.

Was passiert am Entlassungstag?

Sofern der Defi-Wechsel unkompliziert verlief, erfolgt die Entlassung schon am Folgetag der Operation. Zuvor unterziehen Kardiolog*innen die Wunde und den Defi noch einmal einer gründlichen Kontrolle. Gibt es Fragen, kann bei Bedarf ein weiteres Röntgenbild helfen. Mit ihrer Entlassung erhalten Patienten und Patientinnen dann ihren (neuen) Defi-Ausweis und die Herstellerbroschüre zu ihrem Defi. Bei dieser Gelegenheit sollten sie gleich einen Kontrolltermin in der Klinik vereinbaren. In der Folge können sie diese Kontrollen dann auch in einer kardiologischen Praxis oder einer entsprechend ausgestatteten Hausarztpraxis vornehmen lassen.  

5 Hinweise, die Sie nach dem „Defi-Wechsel“ zu Hause beachten sollten:

Bevor Dr. Shahram Ramtin ausführlich auf die individuellen Fragen seiner Gäste einging, gab er ihnen fünf wichtige Tipps für ihr Verhalten nach der Operation/ dem Defi-Wechsel mit auf den Weg.

  1. Achten Sie auf Ihre Wunde und besuchen Sie nach etwa einer Woche Ihren Hausarzt, damit er prüfen kann, ob sie gut verheilt. Nach etwa sechs bis acht Wochen ist die Wunde in aller Regel verheilt und die Elektroden gut eingewachsen.
  2. Auch wenn der Impuls groß ist: Drücken oder drehen Sie nicht an dem implantierten Aggregat herum. Dies kann dazu führen, dass sich die daran angeschlossenen Elektroden (Sonden) verdrehen, verwickeln, aufwickeln oder brechen.
  3. Heben Sie auf der operierten Seite den Arm für etwa zwei Wochen nicht über Schulterhöhe an. Danach können Sie den Arm Tag für Tag etwas höher heben.
  4. Tragen Sie Nachsorge- und Kontrolltermine in Ihren Kalender ein. Nach jeder Implantation und jedem Aggregatwechsel sollte wenigstens die erste Nachsorge dort erfolgen, wo operiert wurde. Anschließend können Sie auch zu einer entsprechend ausgestatteten Praxis wechseln.
  5. Führen Sie ihren Defi-Ausweis immer mit sich - auch auf Reisen. Im Notfall weiß man dann, welches Aggregat und welche Elektroden bei Ihnen implantiert sind. Sie können ihn auch mit dem Smartphone fotografieren. Gleiches gilt übrigens auch für Ihren Medikamentenplan.

Quellen:

Text: Birgit Schlepütz

Ramtin, Dr. Shahram: Vortragscharts und Nachgespräch zur Tagung

Foto: Ilona Kamelle-Niesmann