Patienten im Dialog

„Ich will die Hilfe weitergeben, die ich selbst in der Defi-Liga erhalten habe und unterstützend aus der eigenen Erfahrung sprechen“, fasste ein Teilnehmer die Motivation derer zusammen, die sich als Telefonhelfer engagieren. Zugleich war es allen ein Anliegen, die teils schwierigen Themen nicht zu nah an sich heranzulassen – schließlich haben alle als Patienten auch eine eigene Defi-Geschichte. Mit der Trainerin und Moderatorin Melanie Wielens ging es deshalb am ersten Tag um alles, was eine gute Kommunikation ausmacht und wie man dabei eine selbstgesunde Distanz zu den Gesprächspartnern und ihren Fragen wahren kann. Oder darum, den roten Faden nicht zu verlieren und regelmäßig zu klären, ob das Gesagte auch so ankommt, wie es gemeint ist. Wie schwierig das sein kann, erlebten die Teilnehmenden an einer praktischen Übung zum „Blinden Verstehen“. Dank solcher aktiver Elemente sowie dem Sammeln und reflektieren eigener Erfahrungen verging der erste Tag wie im Flug und brachte für die Teilnehmer_innen wichtige Erkenntnisse für eine achtsame Gesprächsführung auf Augenhöhe.

Ein Netz und ein Netzwerk

Der Sonntag stand dann im Zeichen der Technik und der Medizin. Dazu waren Dr. Nils Bögeholz aus dem Universitätsklinikum Münster sowie Jacqueline Brunn von der Herstellerfirma Biotronik gekommen. Mit ihnen ging es um den Aufbau und die unterschiedliche Funktionsweise von ICDs, S-ICDs und LifeVests – aber auch darum, an wen Patienten sich mit ihren Fragen am besten wenden: Ist es der Hausarzt, ist des der Kardiologe oder ist es sogar die Herstellerfirma? Denn eines war den Workshop-Teilnehmenden wichtig: Obwohl sie keine medizinischen Informationen oder Empfehlungen aussprechen (dürfen), wollen sie zielgerichtete Hinweise auf einen passenden Ansprechpartner oder sichere Informationsquellen geben können. Wie wichtig dazu auch die interne Vernetzung unter den „Telefonisten“ ist, stellte sich beim persönlichen Kennenlernen am ersten Workshop-Abend heraus: „Wir kennen uns von den Tagungen“ sagte eine Teilnehmerin, „aber jetzt kennen wir auch unsere Geschichten. Die Gründe, warum wir Defi-Patienten sind, sind ja ganz unterschiedlich. Wenn ich künftig einen Patienten am Telefon habe, der die Grunderkrankung mit jemand anderem aus unserem Netzwerk teilt, kann ich das Gespräch direkt weiter vermitteln. Man kann ja ganz anders miteinander reden, wenn man eine ähnliche Geschichte hat.“ Ein großes Lob für ihren ehrenamtlichen Einsatz erhielten die Work-Shop-Teilnehmenden zum Ende auch noch einmal von Dr. Nils Bögeholz: „Wir als Kardiologen haben leider nur begrenzte Kapazitäten, um mit Patienten lange Gespräche zu führen. Von Gesprächen mit den Angehörigen ganz zu schweigen. Deshalb kann man die Arbeit, die Sie in der Defi-Liga für die Patienten und ihre Familien leisten, kaum hoch genug einschätzen.“ Ein motivierenderes Schlusswort für zwei interessante Tage im Zeichen der Kommunikation kann man sich als Organisator wohl kaum wünschen.

Text: Birgit Schlepütz