Verteilung im Körper

Jeder menschliche Körper besteht zu einem großen Anteil aus Wasser. Es verteilt sich zu etwa 65 Prozent innerhalb und zu 35 Prozent außerhalb unserer Zellen. Innerhalb der Zellen findet es sich zu einem hohen Anteil auch in der fettfreien Muskulatur wieder. Grundsätzlich kann man sagen, dass bei Männern der Wasseranteil im Körper etwas höher (60-70%) ist als bei Frauen (50-60%). Um die abstrakten Zahlen an einem konkreten Beispiel greifbar zu machen, zog Frau Blumenschein den 70 kg schweren Herrn W. heran, dessen Körper zu 60 Prozent aus Wasser besteht. Folglich

  • … befinden sich in Herrn W.s Körper 42 l Wasser (60%),
  • … lagern 28 l Wasser (65%) innerhalb von Herrn W.s Zellen, 14 l außerhalb.

Wasserbilanz

Trinken wir genug? Trinken wir das Richtige? Oder trinken wir sogar zu viel? Diese Fragen beschäftigen viele Menschen – besonders, wenn sie aufgrund einer Herzerkrankung sehr genau auf eine neutrale Wasserbilanz achten sollten. Anders formuliert: Wieviel Wasser müssen oder dürfen wir zu uns nehmen, um am Ende des Tages diejenige Menge auszugleichen, die wir im Laufe des Tages über den Urin, den Stuhl, die Haut und die Lunge verloren haben? Die Rede ist hier ausdrücklich nicht nur von „trinken“, denn auch über feste Nahrung wie Gemüse sowie Oxidationswasser gleichen wir unsere Wasserbilanz aus. Letzteres entsteht, wenn wir Nahrung verstoffwechseln und wird deshalb gerne als Stoffwechselwasser bezeichnet. Zur Veranschaulichung hier beispielhaft die Wasserbilanz eines gesunden Erwachsenen:

  • Wasserverlust pro Tag: ca. 1440 ml über Urin; ca.160 ml über den Stuhl, ca. 550 ml über die Haut und ca. 500 ml über die Lunge = 2,65 l
  • Wasseraufnahme pro Tag: ca. 1440 ml über Getränke; ca. 875 ml über Wasser in fester Nahrung und ca. 335 ml über Oxidationswasser = 2,65 l

Geregelt wird der Mechanismus für eine ausgeglichene Wasserbilanz einerseits über den Durst, andererseits über die Nieren. Unser Durstempfinden wird dabei von verschiedenen Rezeptoren kontrolliert und gesteuert, die überall im Körper angesiedelt sind und mit Hormonen zusammenwirken. Nicht selten kommt es deshalb vor, dass hormonelle Veränderungen sich in die eine oder andere Richtung auf unser Durstempfinden auswirken. Die Nieren wiederum schlagen über die Menge sowie die Farbe des ausgeschiedenen Urins Alarm, wenn die Wasserbilanz des Körpers nicht stimmt. Ist der Urin spärlich und dunkel, fehlt unserem Körper Wasser. Ist er reichlich und fast klar, ist zu viel Wasser im Spiel.

Trinkmenge

Auf die Frage, wie viel man täglich trinken soll, kursieren Angaben und Faustregeln, die sich gegenseitig überbieten und hartnäckig halten. Hier gilt aber wie fast überall: Viel hilft nicht immer viel und kann sogar schädlich sein. Um die passende Trinkmenge ermitteln zu können, mit der eine Person mit Normalgewicht (Deutsche Gesellschaft für Ernährung=DGE) ihren täglichen Flüssigkeitsbedarf stillen kann, hatte Frau Blumenschein eine Tabelle mitgebracht, deren Inhalt wir freundlicherweise übernehmen durften. Hiernach können Sie selbst Ihre tägliche Trinkmenge errechnen. Auch hierzu wieder ein Bespiel:

  • Ein 35-jähriger Mann, der 70 kg wiegt, benötigt 35 ml Flüssigkeit pro kg Normalgewicht = 2,4 Liter pro Tag. Abzüglich der Flüssigkeit in fester Nahrung – die er etwa über 5 Portionen Obst oder Gemüse am Tag zu sich nehmen kann benötigt dieser Mann also eine Trinkmenge von ca. 1,6 Litern.
Alter Getränke und feste Nahrung
ml/kg Normalgewicht
15-19 40
19-25 35
25-51 35
61-65 30
> 65 30

Ist es im Sommer heiß, gibt der Körper zur Hitzeregulierung vermehrt Schweiß ab. Dabei verliert er sowohl Flüssigkeit als auch Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid sowie Eisen und Magnesium. Das gleiche gilt übrigens auch, wenn wir zu viel trinken und die Mineralstoffe in den Nieren angeflutet werden. In beiden Fällen kann sich ein Elektrolytmangel auf die Herzfunktion und den Blutdruck auswirken. Deshalb sollten Herzpatienten in Abstimmung mit ihrem Arzt die jeweilige Trinkmenge besprechen. Gerade für Menschen mit einer Herzschwäche ist die Abstimmung mit dem Arzt wichtig, denn sie müssen besonders auf ihre Trinkmengen achten. Denn: Trinken sie zu viel, lagern sie unnötiges Wasser ein, das ihr Herz zusätzlich schwächt. Tägliches Wiegen gehört deshalb für sie zum morgendlichen Ritual. Bei großer Hitze hilft es, sich auch abends zu wiegen, um die Wasserbilanz des Tages im Blick zu behalten. Zudem sollten Herzpatient*innen auf ihren Kaliumspiegel achten, denn Kalium ist ein „Gegenspieler“ zum Natrium und wirkt Wasseransammlungen und Ödemen entgegen. Kaliumreiche Nahrungsmittel sind zum Beispiel Bananen, Kartoffeln, alle frischen Früchte, Nüsse, Vollkornprodukte und Geflügel. Auch hier zur Orientierung ein paar Zahlen:

Alles deutet darauf hin, dass die Trinkmenge zu hoch ist, wenn das Körpergewicht

  • um mehr als 1 kg pro Nacht oder
  • um mehr als 2 kg in drei Tagen oder
  • um mehr als 2,5 kg binnen einer Woche steigt.

Sinkt das Gewicht bei Menschen mit Herzschwäche trotz angemessener Flüssigkeitszufuhr, sollten sie ebenfalls ihren Arzt aufsuchen. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, die Dosis ihrer Entwässerungsmittel anpassen zu lassen.

Wasser ist nicht gleich Wasser

Wasser zu trinken, löscht nicht nur den Durst, es ist auch die kalorienärmste Methode, unserem Körper Flüssigkeit zuzuführen. Wasser existiert allerdings in vielerlei Darreichungsformen und mit unterschiedlichen Eigenschaften.

Unser Trinkwasser ist ab dem Wasserwerk staatlich geschützt, wird penibel auf Krankheitserreger und Keime kontrolliert und kann bis auf wenige Ausnahmen von allen bedenkenlos aus dem Hahn konsumiert werden. Zu diesen Ausnahmen gehören etwa transplantierte Menschen, die Leitungswasser zwar grundsätzlich trinken dürfen, aufgrund ihres anfälligen Immunsystems jedoch vorsorglich abkochen sollten. Weitere Informationen finden Sie in den Bestimmungen der Trinkwasserverordnung (Pdf-Datei)

Natürliches Mineralwasser stammt aus unterirdischen Wasservorkommen, die vor Verunreinigung geschützt sind und enthält Mineralstoffe und andere Inhaltsstoffe, die ernährungsphysiologisch wirksam sind.

Tafelwasser ist Trinkwasser ohne Ansprüche an den Mineralstoffgehalt oder eine ernährungsphysiologische Wirksamkeit. Vielfach ist es Trinkwasser mit Kohlensäure, wie man es etwa selbst zu Hause mit Sprudelgeräten herstellen kann.

Quellwasser stammt aus unterirdischen Vorkommen, benötigt keine amtliche Anerkennung und darf Spuren von Verunreinigung enthalten. Ein spezieller Fall des Quellwassers ist das Mondwasser. Es wird nur geschöpft, wenn der Mond auf das Wasser scheint. Im Normalfall soll dies belebend und kräftigend wirken, bei Neumond besonders reinigend.

Aromatisiertes Wasser ist Trink-, Leitungs- oder Mineralwasser, dem man Bio-Obst oder -Kräuter beimischt. Dies ist etwa hilfreich, wenn man sich schwertut, immer „nur“ Wasser zu trinken. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt, so vielfältig sind die Kombinationsmöglichkeiten, wie folgende Beispiele zeigen:

  • aufgeschnittener Plattpfirsich + Basilikum
  • Wassermelone oder Erdbeeren + Rosmarin
  • Heidelbeeren + Salbei
  • Ingwer + Gurke + Zitrone
  • Zitrone + Gurke + Minze

Mineralstoffe im Wasser

Calcium, Eisen, Kalium, Natrium, Hydrogencarbonat, Chlor, Fluorid, Magnesium, Sulfat und viele andere Mineralstoffe sind in vielen Wassern zu finden – insbesondere im Mineralwasser, das unter anderem deswegen so heißen darf. Doch nicht jedes (Mineral)-Wasser enthält alle Mineralstoffe und nicht jedes (Mineral)-Wasser enthält sie gleichmäßig verteilt. Auf jeder Mineralwasserflasche ist deshalb die Art und der Anteil der Mineralstoffe angegeben, die enthalten sind; „magnesiumreich“, „calciumreich“ oder „natriumarm“ sind deshalb Beschreibungen, mit denen Mineralwasserhersteller werben. Für herzkranke Menschen empfahl Frau Blumenschein Mineralwasser mit folgender Zusammensetzung Mineralstoffe als angemessen:

  • Calcium-normal bis -reich: ab 150 -250 mg/Liter
  • Magnesiumreich: ab 75 – 120 mg/ Liter
  • Natrium-normal bis -arm: maximal 200 mg/ Liter
  • Achtung: Mehr als 1500 mg Bicarbonat / Liter seigert den ph-Wert des Urins

Tee und Kaffee

Nicht nur über die allgemeine Trinkmenge gibt es Ratschläge, die sich konsequent halten. Einer der am weitesten verbreiteten Ratschläge betrifft den Kaffeekonsum. Hier konnte Frau Blumenschein ein für alle Male Entwarnung geben: „Kaffee oder Tee können Sie ganz normal in Ihre Trinkbilanz einbeziehen. Allenfalls wegen des Koffeins – oder des Teeins beim Tee – sollten Sie auf die Menge achten. Sollten Sie zu den Menschen gehören, die Koffein (Teein) genetisch bedingt auch abends problemlos vertragen, ist auch das erlaubt.“

Fruchtsaft & Co

Es gibt Menschen, die am liebsten Wasser trinken. Viele haben aber von Zeit zu Zeit das Bedürfnis nach einem süßen Getränk. Das Spektrum reicht von Direktsaft bis Brause, die wichtigsten Unterschiede liegen in ihrem Frucht- und ihrem Zuckergehalt. So haben etwa Fruchtsaft und Direktsaft einen Fruchtanteil von 100 % und maximal 15 g Zucker pro Liter. Sie unterscheiden sich lediglich dadurch, dass Fruchtsaft aus Konzentrat hergestellt wird und Direktsaft naturrein abgefüllt wird. Fruchtnektar hat bereits einen deutlich geringeren Fruchtanteil von 20-50% und enthält maximal 20% Zucker. Bei Fruchtsaftgetränken unterscheidet sich der Fruchtanteil nach Kernobst (30%), Traube (10%) und Zitrone (6%). Der Zuckeranteil liegt jedoch bei allen Fruchtsaftgetränken über 20% und hat keine Obergrenze. Limonaden haben einen Fruchtanteil von 3-15% und sind ansonsten praktisch nichts anderes als Wasser, (viel) Zucker und Aromastoffe. Die Brause schließlich hat weder Fruchtanteile noch Zucker, sondern besteht nur noch aus Wasser, Kohlensäure, Essenzen, Farb- und Aromastoffen.

Alkohol

Alkoholkonsum ist ein lediges Thema – nicht nur für Herzkranke. Die jüngsten Zahlen des Bundesministeriums für Gesundheit (2024) schlugen wieder einmal Alarm: Zwar sind die konsumierten Alkoholmengen gegenüber 2023 leicht gesunken, doch nach wie vor trinken die Menschen in Deutschland pro Kopf der Bevölkerung 10 Liter reinen Alkohol. 9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren konsumieren Alkohol in problematischen Mengen, 1,6 Millionen Menschen sind alkoholabhängig. Für sie ist Alkohol kein reines Genussmittel mehr, sondern ein Suchtmittel. Rein physiologisch betrachtet ist Alkohol ein Zellgift, dass unter anderem toxisch auf das Herzmuskelgewebe wirkt und unter anderem das Vorhofflimmern fördert. Alleine aus diesem Grund sollten wir alle vorsichtig sein, was den Konsum von Alkohol betrifft. Was sich nach der Studienlage als risikofrei und was als riskant bezeichnen lässt, zeigt folgende Tabelle aus einem aktuellen Positionspapier (2024) der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (Pdf-Datei).

Quelle: Abbildung aus dem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zum Konsumrisiko von Alkohol

 

Fazit

Nach eineinhalb höchst interessanten Stunden über das optimale Trinken mit zahlreichen Beiträgen und Nachfragen aus der Zuhörerschaft fasste Birgit Blumenschein ihre wichtigsten Botschaften noch einmal kurz und prägnant zusammen:

  • Trinken Sie die Ihnen angemessene/optimale Menge pro Tag
  • Rechnen Sie Kaffee und Tee mit in die Gesamtflüssigkeit ein
  • Nutzen Sie eine größere Kochsalzmenge im Getränk nur bei starkem Schwitzen in der Sommerhitze.
  • Lutschen Sie bei eingeschränkter Flüssigkeitsmenge ggf. Eiswürfel

 

Text: Birgit Schlepütz

Quellen: