Was so alles schief gehen kann, wenn Menschen nicht effektiv helfen können, illustrierte Dr. Ramtin mit einem kurzen Film, in dem der britische Komiker „Mr. Bean“ einen Ersthelfer mimte. Auch für seinen Vortrag nutzte Dr. Ramtin Filme oder von ihm live gezeichnete Herzmodelle, um komplexe Sachverhalte einfach und verständlich zu machen. Immer wieder ließ er den Gästen außerdem Raum für persönliche Zwischenfragen. So gelang es dem Kardiologen trotz des ernsten medizinischen Themas, die Aufmerksamkeit der Gäste zu jedem Zeitpunkt hellwach zu halten. Ein erfrischender und informativer Nachmittag!

Sinusrhythmus und EKG

Der Sinusknoten liegt auf dem Dach des rechten Herzvorhofs. Indem er elektrische Impulse an die beiden Herzvorhöfe abgibt, regt er sie zum kontrahieren (pumpen) an. Der Sinusknoten baut also unseren Herzrhythmus auf, den Mediziner deswegen auch Sinusrhythmus nennen. Jeder Mensch kann den eigenen Herzrhythmus spüren, mit verschlossenen Ohren hören oder auch messen, wenn er seinen Puls fühlt. Um ihn sichtbar zu machen, nutzt man das Elektrokardiogramm (EKG). Ist der Sinusrhythmus/Herzrhythmus normal, zeigt das EKG eine Linie mit regelmäßigen und gleichartigen Ausschlägen. Gibt es Störmomente im Herzschlag, kann der Mediziner an der Art der Ausschläge sehen, ob es sich um ein Vorhofflimmern handelt. 

Wie entsteht Vorhofflimmern?

Der „Entstehungsort“ für das Vorhofflimmern sind in der Regel die Mündungsenden der Lungenvenen im linken Herzvorhof. Kommt es dort in den Nervenzellen zu chaotischen elektronischen Impulsen, übersteuern und beeinträchtigen sie die Funktion des Sinusknotens. In der Folge können die Vorhöfe nicht mehr geordnet kontrahieren und beginnen, unregelmäßig zu zucken. Vorhofflimmern ist also eine Herzrhythmusstörung, die das Herz aus dem Takt bringt.

Beschwerden bei Vorhofflimmern

Sehr vielen Menschen können von Zeit zu Zeit Vorhofflimmern bekommen. Etwa 50 % aller Betroffenen sind jedoch beschwerdefrei. Verspüren Patienten aber Beschwerden, berichten sie von einer Art Herzstolpern, einem Druck im Brustkorb oder dem Gefühl, das Herz schlage ihnen förmlich bis zum Hals. Oft verspüren sie Angst oder Atemnot, schwitzen stark oder fühlen sich schwindelig. Ein typisches Anzeichen ist auch ein auffallend unregelmäßiger Puls. Auch Leistungsschwäche oder Atemnot bei Anstrengung können als Beschwerden auftreten.

Kurzfristige Hilfe bei Vorhofflimmern

Hört das Vorhofflimmern auf, geht es den Patienten unmittelbar wieder gut. Geschieht dies nicht, verabreicht der Arzt normalerweise Medikamente, deren Wirkung er mit einem EKG kontrolliert. Dauert ein Anfall länger, kann auch eine elektrische Kardioversion helfen. Dabei holt ein Stromstoß aus dem Defibrillator das Herz in den normalen Sinusrhythmus zurück. Die elektrische Kardioversion geschieht in Kurznarkose.

Gefahr und Therapie bei Vorhofflimmern

Im Gegensatz zum Kammerflimmern – das die Herzkammern betrifft und für den Plötzlichen Herztod verantwortlich ist – ist Vorhofflimmern isoliert betrachtet nicht unmittelbar lebensbedrohlich. Allerdings:

  • Vorhofflimmern ist indirekt gefährlich, weil es die Bildung von Blutgerinnseln in den Vorhöfen begünstigt. Dies erhöht wiederum für Betroffene das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden. Bei den meisten Patienten mit Vorhofflimmern ist die dauerhafte Gabe von Medikamenten zur Blutgerinnung deshalb unbedingt nötig.
  • Eine Möglichkeit der Therapie ist auch die Ablation. Dabei wird – vereinfacht gesagt – das Gewebe um die Mündungsenden der Lungenvenen herum durch Hitze oder extreme Kälte verödet. Das verödete Gewebe funktioniert daraufhin wie eine Barriere, die keine chaotischen elektronischen Impulse mehr an den beiden Vorhöfen „durchlässt“. Die Lebenserwartung von Herzgesunden Patienten mit oder ohne Ablation unterscheidet sich nicht. Die Ablation ist eine Therapie, die jedoch die Lebensqualität von Patienten verbessern kann.

Risikofaktoren für Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist chronisch, so dass es auf lange Sicht immer häufiger auftritt.  Je älter ein Mensch also ist, umso höher ist sein Risiko, an Vorhofflimmern zu erkranken. Weil auch die Lebenserwartung der Bevölkerung steigt, werden künftig erwartbar noch mehr Menschen von Vorhofflimmern betroffen sein. Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinsuffizienz oder Koronare Herzkrankheiten begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern. Zu den Risikofaktoren gehören zudem übermäßiger Alkoholkonsum, das Rauchen und ein zu hohes Körpergewicht.

 

Text und Bild: Birgit Schlepütz

Quellen und Links:
Vortrag Dr. Shahram Ramtin
de.wikipedia.org/wiki/Framingham-Herz-Studie
www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de