Mit viel Empathie und fachlicher Kompetenz machte Miriam Otte deutlich, wie wichtig Bewegung gerade für Herzpatientinnen und -patienten ist. Körperliche Aktivität, so erläuterte sie, verbessere nicht nur die Durchblutung und senke die Ruheherzfrequenz, sondern könne auch helfen, Stress abzubauen und das Risiko für weitere Herzprobleme zu reduzieren. Miriam Otte, die aktuell im Universitätsklinikum Münster (UKM) tätig ist und dort auch mit Herzpatientinnen und -patienten arbeitet, ging es dabei nicht um sportliche Höchstleistungen. Vielmehr betonte sie, wie entscheidend es sei, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten. Müdigkeit, Atemnot oder Schwindel seien etwa klare Hinweise, das Training sofort zu unterbrechen und sich gegebenenfalls ärztlichen Rat zu holen.
© I. Kamelle-NiesmannSicherheit, das individuelle Maß und die Freude an der Bewegung standen deshalb im Mittelpunkt des Nachmittags. Für Letztere hatte Miriam Otte zahlreiche Übungen in petto, die sie mit den Teilnehmenden gleich vor Ort ausprobierte. Sie reichten von einfachen Schulterkreisen über das Gehen auf der Stelle bis hin zu gezielten Kräftigungsübungen mit Alltagsgegenständen wie Wasserflaschen. Besonders viel Zustimmung fand die Mischung aus sanfter Aktivierung, Kräftigung und entspannenden Dehnungen, die auch für weniger trainierte Menschen gut machbar war.
Bewegung im Alltag – Tipps für einen sicheren Start
Die wichtigsten Tipps, die Miriam Otte für einen sicheren Start Ihres Trainings mitgebracht hatte, finden Sie hier noch einmal stichwortartig zusammengefasst:
- Beginnen Sie mit kurzen Bewegungseinheiten (z. 5–10 Minuten täglich).
- Wiederholen Sie lieber öfter kleine Einheiten als einmal ein großes Pensum.
- Feste Zeiten für Bewegung helfen Ihnen, „am Ball“ zu bleiben. Das Handy kann Sie zum Beispiel daran erinnern oder Sie integrieren das Übungsprogramm vor den Mahlzeiten.
- Nutzen Sie einen stabilen Stuhl für Übungen im Sitzen.
- Hören Sie auf Ihren Körper und pausieren Sie umgehend bei Schwindel, Schmerzen oder Atemnot.
- Nutzen Sie Hausmittel wie Wasserflaschen anstelle von Hanteln oder Handtücher als Widerstand beim Dehnen.
- Führen Sie ein Bewegungs-Tagebuch, um herauszufinden, was Ihnen guttut und was nicht.
- Lassen Sie sich bei Übungen zeigen, wenn Sie unsicher sind – z. in einer Herzsportgruppe
- Suchen Sie ärztlichen Rückhalt und besprechen mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Kardiologen, welche Übungen gut für Sie sind
Unter den folgenden Übungen finden Sie rubrizierte Ergänzung mit den wichtigsten Übungen**, passend zum Artikel und ideal für den Alltag von Menschen mit einem Defibrillator:
Vorangestellt sei noch eine ganz grundsätzliche Übung, zu der man ganz ohne Trainingsgerät täglich etliche Gelegenheiten erhält: Nehmen Sie die Treppen statt den Aufzug – sofern es Ihr Zustand erlaubt.
Aufwärmen – Sanft starten:
- Lassen Sie im Stehen Ihre Schultern 10× vorwärts und 10× rückwärts kreisen.
- Gehen Sie 40 Schritte auf der Stelle und schwingen Sie die Arme locker mit
- Arm-Bein-Diagonale: Tippen Sie mit Ihrer Hand gegengleich auf den Oberschenkel.
Beweglichkeit – Gelenke mobilisieren
- Sitzen Sie auf einem Stuhl und heben abwechselnd je 10 Mal das Bein.
- Sitzen Sie auf einem Stuhl und heben Sie beidseitig 20 Mal abwechselnd Ihre Fersen und Ihre Vorfüße.
- Drehen Sie Ihren Oberkörper im Sitzen oder im Stehen langsam nach links und rechts.
Kräftigung – Muskeln im Oberkörper stärken
- Stellen Sie sich mit 1-2 Fußlängen Abstand vor eine Wand und legen die Handflächen auf die Wand. Bewegen Sie Ihren Oberkörper 10× langsam auf die Wand zu und stützen sich über die Arme ab.
- Füllen Sie zwei 0,5l Plastikflasche mit Wasser. Nehmen Sie eine in jede Hand und beugen und strecken die Unterarme 20 Mal. Wenn 0,5 l anfangs zu schwer ist, können Sie sich auch langsam steigern.
- Nehmen Sie die Wasserflaschen erneut in die Hand und heben sie mit gestreckten Armen 15 x auf Schulterhöhe.
Kräftigung – Muskeln im Unterkörper stärken
- Stellen Sie sich hin und heben Sie jedes Bein 20 x seitlich hoch. Fühlen Sie sich anfangs unsicher, stellen Sie sich nah an einen Tisch, so dass Sie sich dort zur Not festhalten können. Ziel sollte es dennoch sein, bald freihändig zu Üben. So lässt sich das Gleichgewicht ebenfalls trainieren.
- Stehen Sie auf einem Bein und zeichnen mit dem „freien Bein“ eine liegende Acht.
Entspannung & Dehnung – Runterkommen
- Dehnen Sie Ihren Nacken, indem Sie den Kopf zur Seite neigen und diese Position zu jeder Seite 4 Atemzüge lang halten. Sie neigen den Kopf richtig, wenn Sie sich vorstellen, dass Sie ein Ohr auf die Schulter legen möchten.
- Ihren Rücken und die Beinrückseite können Sie dehnen, indem Sie sich im Sitzen oder im Stehen vorbeugen und diese Position 4 Atemzüge lang halten.
- Atmen Sie zum Abschluss je 10 Mal ruhig ein, halten kurz inne und atmen anschließend langsam durch die Nase wieder aus.
© I. Kamelle-NiesmannMit ihrer motivierenden und verständlichen Art nahm Miriam Otte den Teilnehmenden schnell die Angst vor der Bewegung. „Fangen Sie klein an“, war einer ihrer zentralen Ratschläge – und „steigern Sie sich behutsam. Schon wenige Minuten am Tag können Ihnen helfen, Ihr Wohlbefinden zu erhöhen und Ihren Alltag wieder aktiver zu gestalten.“