Die Echokardiografie: Vorteile und Herausforderungen
Vereinfacht gesagt, entstehen während eines EKG mit Hilfe von Ultraschallwellen Echtzeit-Bilder des Herzens. Kardiolog*innen erlaubt die Echokardiografie deshalb, ein Herz aus vielerlei Perspektiven genau zu betrachten, dessen Bewegungen zu analysieren und die Funktion beider Herzkammern zu prüfen. Dies hat zahlreiche Vorteile: eine Echokardiographie ist eine nicht-invasive und schmerzlose Untersuchungsmethode, die strahlungsfrei und nahezu nebenwirkungsfrei ist. Vom Nicht-Geborenen im Mutterleib bis zum Menschen im hohen Alter können sich ihr alle unterziehen. Zudem ist das Verfahren standardisiert und kann beliebig oft wiederholt werden, so dass Entwicklungen dokumentiert werden und Langzeitvergleiche möglich sind. Die Bildqualität wiederum erlaubt aufgrund ihrer hervorragenden räumlichen Auflösung bis hin zu 3D detaillierte Einblicke in die Herzstruktur und -funktion.
Herausgefordert wird eine Echokardiographie bei stark übergewichtigen Patienten und solchen mit schweren Lungenerkrankungen, da bei ihnen kann die Bildqualität – etwa durch eine Überblähung der Lunge – eingeschränkt sein kann. Bei transplantierten Menschen oder Menschen mit Implantaten können die Implantate die Schallausbreitung beeinträchtigen. Bei immobilen oder schmerzgeplagten Patientinnen und Patienten wiederum ist die Lagerung gelegentlich erschwert und kann die Untersuchung beeinflussen.
Die Einsatzgebiete der Echokardiografie
In der kardiologischen Praxis kommt die Echokardiographie routinemäßig zum Einsatz. Anhand zahlreicher Bilder und Filme aus der Praxis zeigte er beispielhaft, welche EKG-Methoden in der Kardiologie angewendet werden und bei welchen Fragen die Echokardiografie hilft. Zu den häufigsten Einsatzgebiete gehören Untersuchungen …
- … nach einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt), bei denen die Echokardiographie Störungen sichtbar machen kann, die durch das abgestorbene Muskelgewebe entstanden.
- … der dilatativen (DCM) und der hypertrophen Kardiomyopathie (HCM). Bei der DCM ist das Herz vergrößert und dadurch geschwächt, bei der HCM sind die Herzwände verdickt. Die Echokardiographie erlaubt es, diese strukturellen Veränderungen und ihre Auswirkung auf die Pumpfunktion des Herzens genauer zu beurteilen.
- … verschiedener Herzklappenerkrankungen: Hier hilft die Echokardiographie, eventuelle Undichtigkeiten (Insuffizienzen) oder Verengungen (Stenosen) an den Herzklappen zu erkennen und passgenau zu therapieren.
- … eines Perikardergusses: Bei einem Perikarderguss sammelt sich Flüssigkeit im Herzbeutel an. Mit Hilfe der Echokardiographie lässt sich das Ausmaß des Ergusses bestimmen und eine schnelle Behandlung einleiten.
- … bei einer Lungenembolie und Thromben: Bei Verdacht auf eine Lungenembolie ist das EKG der Goldstandard unter den Diagnosemethoden. Es zeigt, ob die rechte Herzkammer unter erhöhter Belastung steht. Erhärtet wird die Diagnose dann durch eine Szintigrafie. Auch Thromben im Herzen oder in den großen Gefäßen lassen sich häufig darstellen.
- … bei einer Endokarditis: Diese bakterielle Entzündung der Herzklappen kann durch die Darstellung von Vegetationen (Ablagerungen) an den Klappen erkannt werden. Sollten diese sich lösen und über die Blutbahn ins Gehirn gelangen, kann dies einen Schlaganfall auslösen. Eine Echokardiographie EKG kann also dabei helfen, solchen Bedrohungen frühzeitig entgegenzuwirken.
- … bei Patientinnen und Patienten mit Implantaten: Die Echokardiographie unterstützt die Beurteilung von Herzimplantaten wie Herzschrittmachern, Defibrillatoren oder anderen Geräten, indem sie deren korrekte Funktion und Lage überprüft.
- … zur Kontrolle der Pumpleistung: Der linke Ventrikel versorgt den Körper mit sauerstoffreichem Blut. Mithilfe der Echokardiographie wird die Pumpleistung (Ejektionsfraktion) gemessen, die zur Beurteilung einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) entscheidend ist.
Die verschiedenen Echokardiographie-Methoden
Die Echokardiographie ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Kardiologie und hilft Kardiologen, fundierte Entscheidungen für eine optimale Therapie zu treffen. Bei allen Methoden werden sogenannte „Standardschnitte“ des Herzens aufgenommen und dokumentiert. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie hat zur Durchführung von EKGs verbindliche Standards entwickelt, die in allen Kliniken und Praxen gleich angewendet werden. So verlieren Aufnahmen bei einem Praxis- oder Klinikwechsel nicht an Wert, sondern können überall sofort identifiziert und gelesen werden.
- Transthorakale Echokardiografie (TTE): Das „klassische“ EKG ist wohl diejenige Untersuchung, die den meisten Patientinnen und Patienten bekannt ist und in aller Regel zuerst eingesetzt wird. Patienten liegen dabei auf der Seite, damit die Lunge nicht im Weg und das Herz besser zu sehen ist. Denn: Der größte Feind des Echokardiografie ist die Luft, die ein Echo-Bild unlesbar und damit unbrauchbar macht. Der Ultraschallkopf wird bei dieser Untersuchung von außen auf den Brustkorb gesetzt und nimmt aus verschiedenen Blickwinkeln Bilder des Herzens auf.
- Transösophageale Echokardiographie (TEE): Bei dieser Methode wird ein dünner Schlauch mit einem Ultraschallkopf an der Spitze durch den Mund in die Speiseröhre eingeführt. Man nennt diese Methode deshalb auch „Schluckecho“. In der Speiseröhre liegt der Ultraschallkopf näher am Herzen, so dass er vor allem von den Herzklappen und der linken Herzhälfte besonders klare Bilder liefern kann. Das Schluckecho hilft bei der Diagnose komplexer Herzprobleme, die durch die Brustwand schwer zu erkennen sind. Da der Schlauch in die Speiseröhre eingeführt wird, erfolgt die Untersuchung meist mit leichter Betäubung oder Beruhigungsmitteln.
- Stressechokardiographie: Das sogenannte „Stress-Echo“ zeigt, wie das Herz unter Belastung arbeitet. Diese Untersuchung beginnt oft mit einem Ruhe-EKG, gefolgt von einer Belastungsphase. Die Belastung kann auf einem Liegerad o.ä. erzeugt oder durch ein Medikament simuliert werden, das die Herzfrequenz erhöht. Das Stress-Echo hilft, Durchblutungsstörungen oder eine Verengung der Herzkranzgefäße zu erkennen, die im Ruhezustand möglicherweise nicht sichtbar wären.
- Kontrastechokardiographie: Bei dieser Methode injiziert man ein Kontrastmittel in eine Vene, so dass bestimmte Herzstrukturen und -bewegungen deutlicher zu sehen sind. Auf diese Weise ist es möglich, auch Gefäße oder kleine Defekte besser zu erkennen. Das Kontrast-Echo wird oft zur genaueren Abgrenzung von Herzhöhlen und -wänden eingesetzt.
- Intrakardiale Echokardiographie (ICE/ ICUS): Bei dieser Echokardiographie-Methode wird ein winziger Ultraschallkopf über einen Katheter direkt in die Herzkammern eingeführt, so dass er besonders detailreiche Bilder liefert. Angewendet wird diese Methode zur Überwachung komplizierter Eingriffe, zum Beispiel bei bestimmten Klappenreparaturen oder beim Schließen eines Herzlochs mithilfe eines Schirms.
- Intravaskulärer Ultraschall (IVUS): Diese Methode wird innerhalb der Blutgefäße angewendet und in der Kardiologie vor allem zur Untersuchung der Herzkranzgefäße genutzt. Bei dieser Methode wird ein winziger Ultraschallkopf an der Spitze eines dünnen Katheters in das Blutgefäß eingeführt und sendet von dort aus Schallwellen aus. Die Gefäßwände werfen diese Schallwellen zurück, so dass detaillierte Bilder der Gefäßinnenseite entstehen. Engstellen, Verkalkungen oder Schäden an den Gefäßen lassen sich dadurch in ihrem Ausmaß präzise erkennen und beurteilen. Dies wiederum hilft etwa dabei, die Größe und die Platzierung von Stents zu ermessen.
An diesen beispielhaften, bild- und filmreichen Impulsvortrag von Dr. Jan Büring schlossen sich wie immer die individuellen Fragen der Teilnehmenden an. Am Ende gab es großen virtuellen Beifall für die konzentrierte Präsentation einer weitgehend risikolosen Untersuchung, die so viele relevante Informationen über den Zustand eines Herzens liefert.
Text:
Birgit Schlepütz
Quellen:
- Online-Gesprächskreis
- Charts Dr. Jan Büring
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie
- Fotoquelle: Wikipedia, Patrick J. Lynch, Medizinischer Illustrator