Begonnen hat die Geschichte der Orthese mit dem sprechenden Namen „Protector“ mit der Anfrage eines Fußballvereins. Die Stuttgarter Kickers wendeten sich seinerzeit an das Sanitätshaus Glotz, für das Thomas Maas seit vielen Jahren arbeitet, weil ein wichtiger Stürmer nach der Implantation eines Defis nicht mehr spielen durfte. „Die Grundidee war“, so Thomas Maas, „etwas zu konstruieren, was einen Schlag oder Stoß auf das äußere Gewebe umlenkt – also weg vom Aggregat. Elektrode und Gerät sollten so geschützt sein, dass die Kraft nicht an sie herankommt. Außerdem musste es auch punktgenau sitzen, sich also nicht verschieben.“

Positive Erfahrungen

„Maas-Schneider“: Thomas Maas entwickelte den individuell angepassten Protector, damit Patienten sich in ihrem sozialen Umfeld sicherer fühlen. Foto: © Ilona Kamelle-Niesmann„Maas-Schneider“: Thomas Maas entwickelte den individuell angepassten Protector, damit Patienten sich in ihrem sozialen Umfeld sicherer fühlen. Foto: © Ilona Kamelle-NiesmannWeltweit gab es bis dato nichts, was diese Anforderungen erfüllte. In den USA hatten Physiker zwar eine Protector-Pelotte entwickelt; diese wird aber in ein T-Shirt mit Tasche eingeschoben. In den Augen von Thomas Maas war das zu wenig. Und so baute er eine Konstruktion, die über einen Schultergurt eine stabilisierende Verbindung schafft. Nicht alle Kunden, die einen Protector in Auftrag geben, sind Leistungssportler. Vielmehr sind es Menschen, die aktiv bleiben wollen. Im Privatleben und im Beruf. Sie wollen Ski fahren, Gartenarbeit machen oder sich am Arbeitsplatz sicherer fühlen. Ein Kunden-Mailing bestätigte, dass die Patienten sich tatsächlich in ihrem sozialen Umfeld sicher fühlen und Lebensqualität gewinnen.

Prävention als wichtiges Anliegen

Beim Thema Lebensqualität denkt Thomas Maas vor allem an die Prävention: „Kardiologisch ist es ja sinnvoll, wenn Patienten sich bewegen und aktiv sind.“ Die Orthese sei deshalb ein gutes Hilfsmittel, wenn Ängste da sind. Außerdem werden die Patienten immer jünger. Auch Kinder tragen heute Implantate. Und so gibt es mittlerweile auch eine Orthese für S-ICD-Träger. „Kinder wollen ja spielen und im Schulunterricht nicht ausgegrenzt, sondern aktiv mit dabei sein.“

Der Weg zum Patent

Das Patentverfahren für die Orthese ist seit längerem abgeschlossen und liegt nun bei Thomas Maas Arbeitgeber, dem Sanitätshaus Glotz. Ein wichtiger Grund, sich auf dieses lange und aufregende juristische Verfahren einzulassen, war die Qualitätssicherung. „Gibt es kein Patent und man wirbt damit, gibt es Nachahmer. Wenn aber jeder etwas baut, dann ist die Qualitätssicherung nicht gewährleistet.“ Deshalb sollte die Idee dort bleiben, wo am meisten Knowhow gesammelt worden ist.

Wer trägt die Kosten?

Man kann davon ausgehen, dass in vielen Fällen die Orthese von den Krankenkassen als Schutz und Implantatstabilisierung anerkannt und bezahlt wird. Es lohnt sich über einen detaillierten Kostenvoranschlag durch das Sanitätshaus die Leistung bei der Krankenkasse zu beantragen. Dann wird über eine Einzelfallentscheidung der Leistungsanspruch geklärt.

 

Text: Birgit Schlepütz
Foto: Ilona Kamelle-Niesmann

Quelle: Interview mit Thomas Maas