Defi Liga: Frau Blumenschein, was kann man zusammengefasst unter dem Begriff des „Optimalen Trinkens“ verstehen?

Birgit Blumenschein: Optimales Trinken bedeutet zunächst einmal, dass ich meine Trinkmenge pro Tag richtig gut gestalte. Das heißt zum einen, die Menge auf mein Alter und auf mein Körpergewicht abzustimmen. Ein Beispiel: Ausgehend von einem Normalgewicht rechnet man bei einem Menschen, der zwischen 61 und 65 Jahre alt ist, 35 ml Flüssigkeitsmenge pro kg Körpergewicht. Bin ich 62 Jahre alt und wiege 80 kg, dann sollte ich also täglich 2,8 l Gesamtflüssigkeit zu mir nehmen. Zum anderen heißt optimales Trinken, auf die Lebensmittel zu achten, die ich auswähle und die ebenfalls Flüssigkeit mitbringen. Denn wer zum Beispiel viel Gemüse isst, „trinkt“ eine ganze Menge, ohne es zu merken. In Zahlen ausgedrückt enthält die feste Nahrung, die wir täglich aufnehmen, wenn wir ca. fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehren, etwa 800 ml pro Flüssigkeit. All diese Parameter zusammengenommen gelten als Trinkmenge am Tag. Und dann geht es natürlich um die Qualität der Getränke. Hier kann man etwa Wasser und Mineralwasser nutzen und pur trinken, aber auch mit Säften zur Schorle mischen oder mit Kräutern und Früchten aromatisieren. Kaffee, Tee und Brühen sind ebenfalls Flüssigkeitslieferanten. Von all den gerade genannten Getränken kann ich eher mehr trinken. Seltener sollte ich Getränke zu mir nehmen, die zum Beispiel Alkohol, viel Zucker oder viele Zusatzstoffe enthalten. Bei Alkohol – um einmal ein paar Standardwerte zu nennen – gilt: 10 g Alkohol pro Tag sind im Normbereich. Das sind entweder 3cl 36-prozentige Spirituosen, 0,1 l Rotwein mit 11 Prozent oder 0,33 l Bier mit 4,8 Prozent.

Defi-Liga: Jetzt wissen wir, was getrunken werden darf und halten fest, dass Kaffee auch dazugehört. Dabei hört oder liest man doch immer wieder davon, das Kaffee dem Körper keine Flüssigkeit zuführe, sondern im Gegenteil sogar entziehe.

Birgit Blumenschein: AK Optimales Trinken: Rechenbeispiel© I. Kamelle-NiesmannBeim Kaffee sollte man natürlich als Herzpatient nicht übertreiben – aber drei Tassen pro Tag sollten für die meisten eigentlich kein Problem sein. Und ja, die Geschichte vom Flüssigkeitsentzug durch Kaffee hält sich beständig. Bis es aber soweit kommt, muss man schon mehrere Liter Kaffee am Tag davon trinken.

Defi-Liga: Warum ist das optimale Trinken gerade für Menschen mit Herzbeschwerden besonders wichtig?

Birgit Blumenschein: Zum einen macht die Trinkmenge aus, wie die Pumpleistung des Herzens sein kann oder genutzt wird. Zu viel Flüssigkeitsmenge strengt das Herz zu sehr an, das will man als Herzpatient also nicht. Zu wenig Flüssigkeit ruft wiederum Kreislaufprobleme hervor. Außerdem muss dies dann die Niere regulieren. Je nachdem, wie die Medikation ist, ist es ganz, ganz hilfreich, die Flüssigkeitszufuhr auch auf Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium und Natrium abzustimmen. Sie regulieren den Wasserhaushalt des Körpers. Dies ist wichtig, damit die Niere mitregelt und das Herz dadurch entlastet. Für Menschen mit Herzproblemen ist aus diesen Gründen eine optimal abgestimmte Trinkmenge tatsächlich richtig wichtig.

Defi-Liga: Was macht man, wenn man Schwierigkeiten hat, viel zu trinken? Gibt es da Kniffe, mit denen man sich das Trinken angewöhnen kann.

Birgit Blumenschein: Das gibt es ganz, ganz häufig, dass Menschen sagen: ‚Ich vergesse das Trinken‘ oder ‚Ich habe gar nicht so viel Durst‘. Um das Trinken zu trainieren, gibt es verschiedene Ideen: Zum Beispiel, kann man sich ein bereits eingeschenktes Getränk mit 100 bis 200 Millilitern in den Arbeitsweg oder den Alltag stellen. Sobald man daran vorbeikommen, trinkt man es aus und füllt es gleich wieder auf. Weil man auf diese Weise immer an das Trinken erinnert wird, wird es schon bald zu einer Routine. Andere wiederum laden sich Trink-Apps aufs Handy, die sie daran erinnern, zu trinken. Dies ist auch gut für diejenigen, die nicht ans Trinken denken, weil sie den Durst nicht so empfinden. Es gibt auch Programme für den Computer, auf dessen Bildschirm dann plötzlich ein Blumentopf oder eine Flasche erscheint. Ich habe auch schon ein paar meiner Klienten mit Trinkprotokollen dazu gebracht, tatsächlich mehr zu trinken. Sie notieren dann ganz genau, wann sie wie viel trinken, und realisieren dann oft: ‚Holla, das ist gar nicht viel, da will ich am Abend aber noch nachtrinken.‘ Dies sind einige Ideen, die bei vielen ganz gut funktionieren.

Defi-Liga: Was möchten sie Menschen mit Defi zu ihrem Thema als wichtigster Rat oder als wichtigste Unterstützung mit auf den Weg geben?

Birgit Blumenschein: In Bezug auf das Trinken möchte ich gerade Menschen mit entsprechenden Vorgeschichten wirklich raten, die optimale Trinkmenge für sich herauszufinden. Gerne natürlich auch in Zusammenarbeit mit einer Ernährungsfachkraft, die das mit dem Arzt oder der Ärztin abstimmt, damit ein bisschen Entspannung in das Management kommt. Und ich finde natürlich, dass wir ausgewogen trinken können sollen. Damit meine ich ganz, ganz viel von leckeren Sachen, die das Leben bereithält, in guter Qualität. Denn auch gute Qualität stärkt die Gesundheit und in der Folge auch die Situation mit dem Defi.