In der Hauptsache, so Dr. Kerckhoff, sei es im Arbeitskreis darum gegangen, wie Patienten ihr Leben mit dem Defi gestalten können. Ob sie die Dinge des Alltags auch weiterhin tun können wie bisher oder welche Einschränkungen es gibt. Angefangen von der Hygiene über sportliche Aktivitäten bis zur Frage: Was passiert, wenn ich jemanden umarme und das Ding geht los? „Und um alle gleich zu beruhigen: körperlich passiert dem „Umarmer“ dabei nichts. Die Situation ist vielleicht emotional bewegend, medizinisch ist sie aber ungefährlich.“

Fragen an den Arzt aufschreiben

Immer wieder ging es auch um sehr individuelle Fragen zu Medikamenten. Einerseits zu deren Wirkung, andererseits was die Medikation selbst betreffe – zum Beispiel, wenn Kardiologen etwas anderes sagen als Hausärzte. „Spürbar war“, so Dr. Kerckhoff, „dass viele Patienten sich in solchen Situationen alleine gelassen fühlen. Sie bekommen Antworten, die für sie nicht klar oder greifbar genug sind. Antworten, die sie nicht verstehen oder einordnen können. Leider läuft es dann oft genug darauf hinaus, dass Patienten sich selbst medikamentieren, weil Sie meinen, irgendwie werde es schon gehen. Davon rate ich natürlich dringend ab.“ Dr. Kerckhoff´s Tipp an die Patienten lautet deshalb: „Legen Sie irgendwo einen Block hin, auf dem Sie alle Fragen notieren. Beim nächsten Termin stellen Sie dann die vier wichtigsten Fragen.“

Die eigene Geschichte erzählen

Ein wichtiges Thema war auch die persönliche Krankengeschichte, für die beim Kardiologen – aber auch in der Hausarztpraxis wenig Zeit bleibt. „In einem offenen Arbeitskreis bekommen Patienten die Gelegenheit, sie zu erzählen“, sagt Dr. Kerckhoff. „Zum Beispiel, wenn anfangs nicht alles so gut gelaufen ist, weil zum Beispiel eine Elektrode ausgetauscht werden musste oder das Gerät geschockt hat. Wenn sie dann erzählen, wie ihr Leben trotzdem wieder in ruhiges Fahrwasser gekommen ist, machen sie anderen Patienten Mut. Viel mehr manchmal, als es ein Arzt kann.“

Die Tagung: auch ein Gewinn für den Arzt

Schließlich verriet Dr. Kerckhoff auch, dass auch er selbst von der Defi-Tagung profitiere. „Ich finde es persönlich sehr wichtig, als Kardiologe das Ohr am Patienten zu haben. Hier erfahre ich außerhalb des Sprechzimmers immer wieder Neues über das Leben der Patienten. Die Patienten wiederum können medizinische Fragen stellen, sich aber auch untereinander austauschen – einerseits, weil erstaunlich viel Know-How unter den Patienten selbst ist und andererseits, weil es viel leichter ist, wenn ein Patient einen anderen Patienten trifft, mit dem er dieselben Erfahrungen austauschen kann. Keiner kann einen so gut verstehen, wie jemand, der das gleiche hat. Defi-Patienten wachsen durch solche Austausche in ihrer eigenen Kompetenz. Ich hatte diesmal sogar Patienten im Arbeitskreis, die sich gegenseitig Fragen beantwortet haben.“

 

Text: Birgit Schlepütz
Foto: Ilona Kapelle Niesmann