Hilfe für Menschen mit Defibrillatoren, deren Angehörige und Freunde
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Rege Beteiligung von Herstellerfirmen
Für Herstellerfirmen bietet die Defi-Tagung eine gute Gelegenheit, mit Patienten in das unmittelbare Gespräch einzusteigen. So präsentierten sie sich auch in diesem Jahr wieder mit vielfältigen Informationen und standen den Besuchern persönlich Rede und Antwort. Dabei nutzten sie die Gelegenheit, auf ihre jeweiligen Technologien und Geräte aufmerksam zu machen. Zu Gast waren die Firmen Biotronic SE & Co KG, Boston Scientific Corporation, Medtronic GmbH und die Zoll Medical GmbH. Der Vertreter des Medizintechnik-Herstellers Sorin Group musste seine Teilnahme kurzfristig wegen Krankheit absagen. Claudia Marinos von der Firma St. Jude Medical begleitete als Koreferentin den Arbeitskreis »Reisen mit dem Defi«.
Der Klassiker
Die Anfänge der Biotronik SE & Co KG liegen in der Entwicklung des ersten deutschen implantierbaren Herzschrittmachers. Seitdem entwickelt die Firma zahlreiche medizinische Geräte, die Patienten das Herzrhythmus-Management erleichtern. 1983 stellte Biotronic den ersten implantierbaren ICD her. Darüber hinaus entwickelte das Unternehmen weltweit die ersten Aggregate, die ICD-Patienten den Zugang zu einer Magnetresonanz-Therapie (MRT) ermöglichen. Der BioMonitor wiederum ist ein implantierbarer Herzmonitor, der den Herzrhythmus lückenlos aufzeichnet und das Home-Monitoring für Patienten erleichtert.
Der S-ICD
Die Boston Scientific Corporation legte das Augenmerk ihrer Beratungen auf den S-ICD. Dies ist ein Defibrillator, der unter der Haut implantiert wird und zunehmend eingesetzt wird. Zum Beispiel bei Patienten mit einer genetischen Herzkrankheit, bei denen das Risiko eines plötzlichen Herztods besteht. Wie ein transvenöser ICD misst auch der S-ICD den Herzrhythmus kontinuierlich und gibt im Fall eines Plötzlichen Herztods elektrische Schocks ab. 2010 wurde der S-ICD deutschlandweit erstmals am Universitätsklinikum in Münster implantiert.
Wenn sich Arzt und Patient für die Implantation eines S-ICD entscheiden, bringt er mehrere Vorteile: Im Gegensatz zu einem transvenösen ICD berührt er das Herz nicht. Seine Mess-Elektroden werden nicht im Herzen platziert, sondern unter der Haut. Die Elektroden können deshalb auch nicht mit den Venen verwachsen. Insbesondere jungen Patienten, die viele Jahre auf einen ICD angewiesen sein werden, bietet der S-ICD eine langfristige Perspektive.
Home-Monitoring
Auch die Firma Medtronic GmbH wies an ihrem Stand auf die Entwicklungen im Bereich des Home-Monitoring hin und stellte die Potenziale des Reveal LINQ™ vor. Dies ist ein kleiner Herzmonitor, der wie ein »mobiles« EKG-Gerät funktioniert. Erwird direkt unter der Haut des Patienten eingesetzt. Bis zu drei Jahren überwacht er dann dessen Herzrhythmus und zeichnet Unregelmäßigkeiten automatisch auf. Er ersetze zwar nicht den Arztbesuch, so der Repräsentant der Firma. Er helfe aber, die Herzaktivität durch eine regelmäßige Datenübertragung noch dichter zu kontrollieren. Für diese Datenübertragung sorgt der MyCareLINQ™. Mit diesem Monitor überträgt der Patient die aufgezeichneten Herzdaten auf einen Internetserver an den Arzt oder die Klinik. Dazu muss das Gerät an das Stromnetz angeschlossen sein und sich an einer Stelle mit ausreichendem Mobilfunksignal befinden.
Auch auf Reisen können Patienten über den MyCareLINQ™ mit ihrem Arzt verbunden bleiben. Erkann derzeit aus 45 Ländern über das Vodafone-Netz ohne Zusatzkosten Daten übertragen. Bei Defi-Implantaten mit der sogenannten »Conexus-Telemetrie« kann die Übermittlung der Daten an die Klinik auch automatisch erfolgen. Dazu programmiert der Arzt im Defibrillator Termine und/oder Konditionen ein, an denen oder bei denen die gespeicherten Informationen des MyCareLINQ™-Monitors automatisch übermittelt werden. Ziel ist, Veränderungen im Krankheitsverlauf möglichst früh zu erkennen und darauf reagieren zu können.
Der ICD als tragbare Weste
Aus Köln war ein Vertreter der Zoll Medical GmbH angereist, um die Defibrillator LifeVest vorzustellen. Sie wird zum Beispiel von Patienten getragen, die gefährdet sind, einen Plötzlichen Herztod (PHT) zu erleiden, bei denen aber noch kein permanentes PHT-Risiko festgestellt wurde. Sie gibt dem behandelnden Arzt Zeit, das langfristige Arrhythmie-Risiko des Patienten zu ermitteln und dann entsprechend zu reagieren. Erkennt der am Thorax tragbare ICD Anzeichen einer ventrikulären Tachykardie oder eines Kammerflimmerns, wechselt er in den Behandlungsmodus und signalisiert das auch erkennbar nach außen. Sollte der Patient bewusstlos sein oder unfähig, zu reagieren, erfolgt die Defibrillation automatisch. Da der Patient mit der LifeVest auch manuell ein EKG aufzeichnen kann, kann sie eingeschränkt als Monitoring-Instrument eingesetzt werden.
Text: Birgit Schlepütz
Fotos: Ilona Kamelle-Niesmann, Biotronik SE & Co KG