Trotzdem müssen die Angehörigen verarbeiten, was mit einem geliebten Menschen passiert ist und lernen, wie das gemeinsame Leben weitergeht. So wie Klaus und Wilhelm, die seit Kurzem zu den Gesprächskreisen und zur Tagung kommen und erzählt haben, wie sie die Stimmung erleben. Bei dem Gespräch dabei war außerdem Krischan, der als junger Patient über seine Erfahrungen gesprochen hat.

Klaus: Wenn man zum ersten Mal mitkommt, entsteht sofort der Eindruck, dass man Willkommen ist. Jeder erzählt offen, wie es ihm ergangen ist und ich konnte vieles von dem nachempfinden, was andere erzählt haben, weil ich sehr Ähnliches erlebt habe. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich mit der latenten Angst und dem Gefühl, stark sein zu müssen, nicht allein bin. Meine Frau geht schon länger zu den Gesprächskreisen und anfangs bin ich währenddessen mit den Kindern in der Stadt unterwegs gewesen. Heute komme ich mit meiner Frau zusammen in die Gesprächskreise. Mit Wilhelm habe ich dann zum Beispiel auch über unsere Kinder gesprochen.

Wilhelm: Im Gegensatz zu Euren Kindern waren unsere dabei, als meine Frau kollabierte. Ich war Gott sei Dank im Zivildienst Rettungssanitäter gewesen und konnte sie ohne Defibrillator reanimieren. Als Rettungssanitäter habe ich bereits eine Menge gesehen, aber bei diesem Erlebnis bin ich ja praktisch betroffen und das bleibt auf jeden Fall prägend für die ganze Familie. Mein Hausarzt hat mich auch gefragt, ob ich Hilfe brauche, aber erst mal bin ich jetzt hier dabei. Und das tu mir auch gut. Schon alleine deshalb, weil ich spüre, wie gut es meiner Frau tut, wenn sie hierher kommt. Ansonsten kann ich voll unterschreiben, was Klaus gesagt hat.

Krischan: Ich bin aktiver Handballer und bei mir waren es die Teamkollegen, die reagieren mussten, als ich in der Sporthalle kollabiert bin. Ich weiß nicht, wie sie das verpacken, aber ich glaube, wer so eine Situation erlebt, kann gar nicht unbedingt sofort einordnen, ob er Hilfe braucht. Ich fände es deshalb hilfreich, wenn es einen Arbeitskreis nur für Angehörige geben könnte. Damit sie offen reden können, ohne auf den Partner oder die Partnerin Rücksicht zu nehmen. Als Betroffener habe ich mich hier in der Defi-Liga sofort connected gefühlt, weil ich mit den anderen auf gleicher Ebene sprechen kann. So stelle ich mir das für die Angehörigen auch vor. Klaus hatte ja eben schon gesagt, dass er das Gefühl hatte, stark sein zu müssen. Das kann man aber wahrscheinlich nicht immer sein und dann wäre es vielleicht gut, wenn man einen vertrauten Rahmen hätte.

Klaus: Diesen vertrauten Rahmen konnte man zum Beispiel beim Arbeitskreis zum Thema Nahtod erleben. Ich habe daran teilgenommen. Das war sehr emotional, aber ich war wirklich überwältigt von so viel Offenheit.